Wir beginnen unseren Weg im Dorf Punta del Hidalgo, im Bezirk Homicián. Vor langer Zeit, so besagt die Legende, rekrutierte der berühmte Pirat (oder Schmuggler-Kaufmann) Amaro Pargo hier eine Crew für sein Schiff. Daher stammt auch der unheimliche Name des Bezirks – “homicián” bedeutet im Alt-Kastilischen “Mord”. Allerdings sind die Einheimischen im Gegenteil sehr freundlich und aufgeschlossen.
Amaro Pargo Rodríguez de La Rosa (1678-1747) ist eine legendäre Persönlichkeit in der Geschichte der Kanarischen Inseln, Kaufmann, Korsar und Philanthrop. Er wurde in San Cristóbal de La Laguna auf Teneriffa in eine wohlhabende Familie geboren. Nachdem Amaro Pargo sein Vermögen geerbt hatte, wurde er ein erfolgreicher Händler und später ein Freibeuter, der feindliche Schiffe mit Lizenz der spanischen Krone während der Kriege mit England und Holland plünderte. Sein Ruhm und Reichtum wuchsen, und seine Spenden für wohltätige Zwecke und den Bau brachten ihm den Respekt seiner Mitbürger ein. Nach seinem Tod wurde Amaro Pargo in der Kirche Santo Domingo in La Laguna beigesetzt, und Legenden über seine Abenteuer und Schätze beschäftigen noch immer die Gedanken der Kanarier und Besucher der Inseln.
Unsere Route führt durch die ausgetrockneten Flussbetten zweier Schluchten (barrancos) – Barranco Seco und Barranco del Rio. Das Highlight der Wanderung sind jedoch die Abschnitte auf den alten Wasserkanälen und Aquädukten. Achtung, dort stehen Warnschilder, aber bei gutem Wetter und wenn Sie keine Höhenangst haben, ist der Spaziergang auf ihnen absolut sicher und wirklich cool.
Der Kanal über dem Barranco Seco ist gut erhalten, breit genug, so dass es ein Vergnügen ist, auf ihm zu laufen. Sie werden sich weder die Beine brechen noch den Kopf stoßen. Manchmal taucht der Pfad in kurze Tunnel ein (eine Taschenlampe ist nützlich) und manchmal muss man sich ducken, um nicht mit dem Kopf an die Felsen zu stoßen. Aber was für eine Aussicht bietet sich von dem Kanal aus! Die Schlucht und die Berge wie auf der Handfläche. Über eine Brücke und einen 100 Meter langen Tunnel gelangen wir zum Bett des Barranco Seco und steigen auf einem steilen Serpentinenpfad zum Gipfel hinauf. Wenn wir zurückblicken, sehen wir tief unten den zurückgelegten Weg auf dem Kanal. Es gibt sogar so etwas wie einen Gebirgsbach, sogar mit Wasser.
Weiter verschmilzt unser Pfad mit der offiziellen Route PR TF 11. Durch das Dorf Bejia, das kleinste Dorf im Anaga-Gebirge, steigen wir zum höchsten Punkt der Wanderung auf. Bejia war seit dem 18. Jahrhundert ein wichtiger Ort für die Ziegenhaltung. Aus Ziegen-, Kuh- und Schafsmilch wurde hier Frischkäse hergestellt, der bis nach La Laguna verkauft wurde. Außerdem bietet sich von hier aus ein wunderbarer Blick auf beide Schluchten – Barranco Seco hinter uns und Barranco del Rio vor uns.
Diese Vorrichtung ermöglicht den Transport von Lasten in unzugänglichen Bergregionen. Sie besteht aus Metallkörben, die mithilfe einer Winde an Seilen entlangbewegt werden. Diese Aufzüge werden in Anaga auf Teneriffa häufig genutzt, um Lebensmittel, Baumaterialien und andere notwendige Dinge an abgelegene Orte zu liefern, wo es keine Straßen gibt.
Auf dem Rückweg gehen wir am Vulkan El Morro (oder Volcan de Las Rozas) vorbei. Dies ist ein junger (nur 100.000 Jahre alter) Vulkan des alten Anaga-Gebirges. Bei seiner Entstehung floss seine Lava zur Küste und formte eine ebene Plattform oder Isla Baja, auf der heute Punta del Hidalgo steht.
Wir beenden unsere Wanderung wieder in Punta del Hidalgo. Die Route ist zwar nicht sehr lang, etwa 12 km, aber sehr abwechslungsreich und vielfältig. Anstiege und Abstiege, Kanäle und Tunnel, atemberaubende Landschaften und historische Orte. Ich empfehle diese Tour nachdrücklich allen Abenteurern und Liebhabern von aktivem Urlaub in der Natur!
